Frank Tornow

 

                                                                   

                                         

 


 

„Wege und Brücken“ - zu FT 2006   

 von Klaus Reimus       

 

 

              
Auf den 10gr.- Kaffeesahne- Packungen eines großen deutschen Discounters findet sich ein Motiv- Zyklus mit dem Titel "Wege und Brücken".

 

Eine schon auf den ersten Blick skurril anmutende Konstellation: Essen, CDF und der Kaffeesahnezyklus. Damit hätte es sein Bewenden haben können. Aber für den Maler begann jetzt die Herausforderung: Was lässt sich aus einer romantischen Überlagerung eines banalen Gebrauchsgegenstandes ästhetisch gewinnen?  

 

Die schwache Doppeldeutigkeit des Motivs „Wege und Brücken“, wie die Serie dieser Kaffeesahne benannt war, galt es aufzunehmen. Hierin liegt der intellektuelle Reiz. Als Form bietet sich die serielle Präsentation an – die ursprüngliche Verkehrsform der Sahneschachtel. Auch das Format scheint vorgegeben: kreisrunde, kleinformatige Landschaftsbilder. Dass eine titellose Serie dem Grundimpuls zuwiderlaufen würde, liegt auf der Hand. Und so besteht das Großartige der künstlerischen Lösung in der Auswahl von Wort und Schrift und der Zuordnung zum jeweiligen Bild. Denn der affirmative Titel „WuB“ hätte eine gegenstrebige Malerei verlangt. Die verweigert Tornow, indem er die Beweislast umdreht: der Titel (und die Schriftart) möge die Landschaft in einem anderen Licht erscheinen lassen.  

 

Plattheiten sind beim Künstler nicht zu befürchten, keine Idyllenverdoppelung. Aber auch keine Eindeutigkeit: Zwar finden wir drei klar umrissene Begriffe: Gefahr, Flucht, Führung – beim näheren Hinsehen allerdings bleibt davon nicht viel übrig. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die drei anderen, uneindeutigeren „Auf Trapp“, „Mit Mühe“ und „Mehrwert“. Alle sechs Bilder haben gemeinsam, dass sie keine Kreatur darstellen. Das Höchste der bildnerischen Gefühle ist ein in Gipfelnähe sich befindendes Anwesen. Ausgerechnet dieses Bild heißt „Führung“. Hier zeigt sich das Unheimliche am Offenbarsten, denn die Interpretation kann Eindeutigkeit nicht liefern. Es bleibt offen, welche Semantik gemeint ist.  

 

Im Kontext von „Flucht“ und „Gefahr“ mag eine naive Auslegung aber ferner liegen. Dasselbe betrifft das Bild „Flucht“: Die Fluchtlinie der ländlichen Allee ist unübersehbar – aber die Konnotation mit Flucht und Vertreibung zwingend. Hinzu treten die Bilder „Führung“ und „Auf Trapp“. Wir haben wieder die ambivalente Struktur: Nicht nur den Ausdruck für das Geräusch trappelnder Pferdehufe, sondern für den rhythmischen Gleichklang beim Marschieren. “Mit Mühe“ und „Mehrwert“ scheinen mir die beiden offen-ironischen Varianten der Serie zu sein, denkt man die beiden Titel einmal im Zusammenhang: Mit Mühe Mehrwert.

 

 

Diese kleine Serie meidet die Effektmalerei wie die naive Introspektion, die sich anbiedernde Geschwätzigkeit wie die oberflächliche Versöhnlichkeit. Diese Bilder werden bleiben.